Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein. Aber ihr wollt nicht und sprecht: “Nein, sondern auf Rossen wollen wir dahinfliehen.” (Jes. 30,15.16)
Liebe Gemeinde,
Bei all den Nachrichten; die momentan täglich auf uns herunter prasseln, ist es schon leicht, den Überblick und den Kopf zu verlieren. Und wenn man manches Verhalten sieht und manche Worte hört, könnte man schon den Eindruck haben, dass morgen die Welt untergeht, oder zumindest die Menschheit. Scheinbar ist es ein Kennzeichen unser Zeit, dass es immer gleich um den Weltuntergang geht, die Apokalypse, und dazwischen nichts existiert, immer heißt es “Alles oder Nichts!”
Natürlich ist die Situation - so wie es zur Zeit aussieht - ernst zu nehmen, und selbstverständlich ist es richtig, Entscheidungen zu treffen, die die Gesundheit und das Leben von Menschen schützen, Leichtfertigkeit ist nicht angebracht. Aber Weltuntergangsstimmung auch nicht.
Ein Blick auf unser Bibelwort: Es stammt vom Propheten Jesaja. “Weltuntergänge” hat er wahrlich genug erlebt, und weit mehr als wir, hat er um sein Leben kämpfen müssen. Aber eines hat er gelernt: Kopflos aus einer Situation zu fliehen, hilft nicht. Das Wort seines Gottes - unsers Gottes - das er seinem König und den Menschen damals sagt, heißt: “Stelle dich der Aufgabe, schau, was die Situation von dir fordert; mache es bedächtig und in Ruhe; lass dich nicht treiben und auch nicht verführen; höre nicht auf die Panikmacher und nicht auf die Besserwisser. Nimm dir dafür die Zeit, um zu hören, was der dir sagt, der dir seine Nähe, seine Hilfe und sein Kraft versprochen hat, und der der einzige ist, der bei allem nun wirklich durchblickt.
Und “hoffen.” Nicht, weil alles schon irgendwie vorbei gehen wird, sondern weil der Schöpfer dieser Welt, sich noch lange nicht abgemeldet hat, weil ihm die Menschen und diese Welt noch immer so am Herzen liegen wie vor 2000 Jahren seinem Sohn, Jesus. Weil es eine Liebe zu dieser Welt und zu uns gibt, die jedes Verstehen überschreitet, und weil uns diese Liebe gerade darum nicht im Stich lässt - auch wenn die Menschheit sie in keiner Weise verdient hat. Es ist eben die Liebe Gottes, des Vaters, nicht irgendeine.
Während also der König und seine Ratgeber angesichts der Gefahr, die von den angreifenden Assyrern, Aramäern, Ägyptern ... droht, verzweifelt und ohne Sinn und Verstand nach irgendeiner Rettung suchen, die im Nachhinein genau die Katastrophe herbeiführt, die sie mit ihrem hektischen Tun eigentlich vermeiden wollten, rät er ihnen, in Ruhe und mit Vertrauen in ihren Gott sich der kommenden Situation zu stellen.
Was auch immer in unserem Leben auf uns zukommt, wir werden die Kraft haben, damit umzugehen, weil Gott uns gibt, was wir dann brauchen. Von Dietrich Bonhoeffer gibt es ein Wort, das ungefähr so lautet: “Gott gibt uns in jeder Lage die Kraft, sie zu bewältigen, aber er gibt uns diese Kraft nicht im Voraus, sondern wenn die Situation da ist, dann werden wir sie haben.” So wird es auch in diesen Tagen sein!
Amen
Wer die Andacht anhören möchte, hat hier dazu die Möglichkeit