Die gedankliche Vorarbeit für das Atzeler Geläut geht zurück bis in das Jahr 1994 (Einweihung von Turm und Glocken in Oberarnbach); schon damals - als der
Kirchbau Atzel ins Auge gefasst wurde - wünschten die Beteiligten auch ein Geläut, zumal eine konventionelle Kirche mit Schiff und Glockenturm von Anfang an gewünscht war.
Um die Kosten in Grenzen zu halten, dennoch ein repräsentatives und wirkungsvolles Gesamtgeläute zu erhalten, das einem inzwischen groß gewordenen Stadtteil wie der
Atzel adäquat ist, leiteten mich als beratendem Sachverständigen folgende Gedanken: Vier tonhelle Glocken bilden ein Westminstermotiv, das relativ selten in der Pfälzischen Glockenlandschaft vorkommt
und den “lieblichen Kinderchor” des Geläutes bildet. Dazu sollte eine wesentliche tontiefere “Bassglocke” kommen, die sehr deutlich hörbar den mächtigen Grundklang bildet.
Herr Glockengießer Albert Bachert, Heilbronn wurde mit dem Guss des Geläutes beauftragt. In zwei Werkprüfungsterminen konnte ich das Geläut den vorgeschriebenen Prüfungen unterziehen.
Ergebnis: In jeder Hinsicht überdurchschnittlich gut, es ist ein Meisterwerk der Glockengusskunst entstanden, das seinesgleichen sucht, nicht nur meine begeisterte
Zustimmung fand, sondern auch bei der gesamten Gemeinde herrscht Freude über dieses wohlgelungene Werk!
Herr Bachert und seinem Heilbronner Team sei dafür hohe Anerkennung und herzlichen Dank ausgesprochen. Alle Erwartungen an dieses musikalisch außergewöhnliche und in
der Pfalz einmalige Geläute sind voll in Erfüllung gegangen. Die Tonanalyse zeigt keine Abweichungen, die das menschliche Ohr als Differenz hören würde. Das Geläut ist insgesamt absolut rein
gestimmt
Das volltönende, störungsfreie Abklingen der gemessenen Teiltöne verrät die Verwendung besten Materials, Klangreinheit und technisch einwandfreien Guss. Erstaunlich
mächtig ist die Unteroktave der großen Glocke, ihr ruhiges und langen Abklingen! Durch die sehr schweren Rippen sind die Abklingzeiten der drei kleinen Glocken relativ kürzer, erreichen bzw.
übersteigen jedoch noch immer die in den Prüfungsrichtlinien des Beratungsausschusses für das deutsche Glockenwesen gesetzten Mindestwerte für Glocken in mittlerer Rippe.
Die Inschriften und Symbolreliefs sind klar und plastisch herausgekommen, somit die Zier der Glocken edel und ansprechend, - exakt nach den Wünschen und Vorgaben der Gemeinde. Die Glockengießerei verwendete eine schön gestaltete Antiqua-Majuskel-Schrifttype; die biblischen Botschaften sind rund um den Schlagring aufgebaut, die Symbolreliefs auf der Flanken-Vorderseite, die Eigentums- und Stiftervermerke auf der Flanken-Rückseite, darunter Gießerzeichen der Glockegießerei Bachert/Heilbronn und Jahreszahl 1999. Um die Schulter sind umlaufend Kreuze verteilt.
Die Montage und Intonation erfolgten sorgfältig und zur vollen Zufriedenheit aller Beteiligten. Allgemeine Beachtung fand der stabile, sehr exakt und schön
gebaute Eichenholzglockenstuhl mit Nachspann-Einrichtung. Die Glocken hängen in zwei Etagen: unter b’ und es’ nebeneinander; über es’ hängt es” und über b’ im Gegenschwung f” und g”. Die
Glockengießerei verwendete formschöne, schwere Holzjoche mit hohen Kopfhölzern, geformt im Stil des Joches der berühmten Glocke GLORIOSA von 1497 im Erfurter Dom. Dies - in Zusammenhang mit den
schweren Rippen - hat zur Folge, dass die kleinen Glocken relativ langsam läuten, also nicht das befürchtete “Rennen” und “Bimmeln” eintritt, sondern ein fast gravitätisch zu nennender, sehr ruhiger
Läuterhythmus.
Das Probeläuten ergab dann, dass die kleinen Glocken massiv-silbern, sehr kraftvoll und selbstbewusst wirken, dabei überaus weich im Klang, nicht zuletzt auch
deshalb mild und weich, weil die Glockenstube sehr gut durch Jalousienkonstruktionen geschlossen ist. Die Schallmischung ist ideal - von der sonstigen Klangschärfe aus einem Betonturm ist nichts zu
spüren.
Eine für uns alle großartige Überraschung war die DUR-Glocke es’, die CHRISTUSGLOCKE. Es ist eine selten gut gelungene DUR-Glocke, grundtönig, warm und sympathisch und sie hat als Fundamentglocke des Geläutes eine gewaltige Klangfülle. Nichts ist zu spüren von trompetenhaft-schmetternder Schärfe und Helligkeit, wie sie bei manch anderen DUR-Glocken zu beobachten ist. Durch nachschleifen der Anschlagspunkte am Klöppel konnte die klangliche Milde und Klarheit noch weiter verbessert werden.
Da DUR-Glocken noch heute immer ein gewisses Risiko darstellen, ist es besonders erfreulich, dass diese CHRISTUSGLOCKE so tadellos Klangentfaltung und -fülle hat.
Sie ist das ideale Fundament für das tonhöhere Westminstermotiv, dessen harmonischen Grundton Es sie angibt. Der Sachverständige - wie auch gleichermaßen die Gemeinde - sind begeistert von dieser
Glocke und dem ganzen Geläute.
Die Paulusgemeinde beglückwünschte ich zu diesem klangschönen Geläute, - möge sie sich immer gern von diesen Glockenstimmen zu Gebet und Gottesdienst rufen und
einladen lassen, - Soli deo gloria!
Glocken als musikalische und liturgische Instrumente und Kunstwerke tragen auch Inschriften und Symbolreliefs, welche auf die besondere Aufgabe jeder Glocke Bezug nehmen.
So läutet die kleinste der fünf Glocken, die g”-Glocke, ca. 136 kg schwer, als TAUFGLOCKE zur Taufhandlung im Gottesdienst. Sie wurde von den Protestanten aus Bann gestiftet und
trägt die Inschrift: IST JEMAND IN CHRISTUS, SO IST ER EINE NEUE KREATUR. Ihr Symbol ist der Weinstock mit seinen Reben.
Die zweitkleinste Glocke f” (ca. 174 kg schwer) erklingt zum VATERUNSER im Gottesdienst. Sie wurde von den Oberarnbacher Protestanten gestiftet und trägt die Inschrift: SEID FRÖHLICH
IN HOFFNUNG, GEDULDIG IN TRÜBSAL, BEHARRLICH IM GEBET. Ihr Symbol ist die aufgeschlagene Bibel mit den Buchstaben A und O, Anfang und Ende.
Die beiden nächsten Glocken erinnern als tägliche Betglocken daran, dass uns die Gute Botschaft von Jesus Christus auch am Werktag und in unseren Alltag hinein zugesprochen wird.
Die dritte Glocke es” (ca. 210 kg schwer) ertönt am Mittag als MITTAGSGLOCKE. Sie wurde von Herrn Wilhelm Edinger gestiftet und trägt die Inschrift: IST GOTT FÜR UNS, WER VERMAG
WIDER UNS SEIN? Ihr Symbol ist ein Schiff mit dem Kreuz Christi im Segel.
Die Zweitgrößte Glocke b’ (ca. 440 kg schwer) ertönt als ABENDGLOCKE mit der inschriftlichen Botschaft: CHRISTUS IST UNSER FRIEDE! und dem Symbol der Taube mit dem Ölzweig im
Schnabel.
Die große Glocke es’ (ca. 1.182 kg) die CHRISTUS-GLOCKE läutet an Sonntagen vor dem Zusammenläuten, mit ihrem tiefen, feierlichen Klang weist sie auf den Gottesdienst hin. Als sog.
DUR-Glocke mit laut mittönender Durterz g’ hat sie musikalisch eine besondere Charakteristik.
Ertönt sie werktags um 9.00 Uhr, dann verkündet sie, dass Christus einen Menschen heimgerufen hat in seine Ewigkeit. Ihre darauf bezogene Inschrift lautet: VON IHM UND DURCH IHN UND ZU IHM SIND
ALLE DINGE, IHM SEI EHRE IN EWIGKEIT! Als Symbol trägt sie das Monogramm Jesu Christi.
Nachdem unsere Kirche Pauluskirche genannt werden wird, wurden alle Glockeninschriften aus den Briefen das Apostels Paulus ausgewählt.